BENJAMIN MAACK | Harburger Autor gewinnt Hamburger Literaturpreis

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Benjamin Maack | Foto: Benne Ochs [ benneochs.de ]

»Wie sanft der Klang sich über die Lippen ausatmet. Eine schwere Decke für den Kopf. Doppelt gelegt.«

Der in Hamburg-Harburg lebende Benjamin Maack wurde 2020 mit dem Hamburger Literaturpreis in der Kategorie „Buch des Jahres“ ausgezeichnet.


Laudatio

Benjamin Maacks Buch führt mitten hinein in einen Kopf voll Finsternis. Benjamin hat einen tollen Beruf, eine kluge Frau, zwei niedliche Söhne und viele Freundschaften. Immer wieder verdüs-tern sich seine Gedanken bis zu jenem Punkt, an dem er nicht mehr weiß, warum er auf der Welt ist und sich fragt, ob sie ohne ihn nicht eine bessere wäre. Hinter dem nonchalanten Titel »Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein« verbirgt sich ein ebenso schonungsloses wie ehrliches und an vielen Stellen auch humorvolles Zeugnis über die Krankheit Depression. Und ein Stück große Literatur. Benjamin Maack schreibt aus der Krankheit heraus und schafft es doch, auf höchst literarische Weise neben sich zu stehen – und uns von seiner Pein zu erzählen. Das ist eine hohe Kunst, die den Mut zu einem neuen Schreiben über Krankheit ebenso erfordert wie einen radikalen Gestaltungswillen. Können Bücher Leben retten? Ich weiß es nicht. Aber dieses Buch kann uns das Leben erklären, eine wichtige Facette davon allemal. Und das ist schon ganz schön viel.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien


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Benjamin Maack.
Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein

LESEPROBE

Gebundene Ausgabe
333 Seiten
Herausgeber: Suhrkamp Verlag
Sprache : Deutsch
12.9 x 2.7 x 21.4 cm

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»Bin ich jetzt ein Leben müde?«, fragt Benjamin Maack, als er mit seinem großen, schwarzen Rollkoffer vor der Psychiatrie steht. Vier Jahre zuvor hatte er sich schon einmal eingewiesen, nach einem Nervenzusammenbruch – die Diagnose: Depression. Jetzt ist er wieder hier und berichtet von den letzten Nächten, die er nicht mehr im Ehebett, sondern auf dem Sofa verbringt, schlaflos, nervös, in Panik. Und dem Alltag in der Klinik, wie er mit den Mitpatienten »Alarm für Cobra 11« schaut oder im großen Aufenthaltsraum Delfine im Mondlicht puzzelt. Wie ihm statt Frau und Kindern die Pfleger zum 40. Geburtstag gratulieren und wie er in der Kreativwerkstatt lernt, zu sticken. Er erzählt von Medikamenten, ihren Nebenwirkungen, von Selbstmordgedanken und jenem Abend, an dem auch starke Beruhigungsmittel nicht mehr helfen und er auf »die Geschlossene hinter der Geschlossenen« verlegt wird – ständig schwankend zwischen Hoffnung und tiefer Verzweiflung.

Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein ist ein entwaffnend ehrliches Zeugnis vom Leben mit Depressionen. Benjamin Maack ringt der unbarmherzigen Krankheit tragikomische Momente ab und erzählt von ihr in so berührenden wie klaren Bildern. Seine Geschichte ist aber nicht nur Psychiatrie- und Krankenbericht, sondern auch Familiendrama und die Erzählung eines persönlichen Schicksals. Ein schonungsloses, literarisch kraftvolles Buch.

»Nicht die Erschleichung der heute so oft eilfertig zusammengerührten ›Empathie‹ ist die Leistung von Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein. Das Buch benennt etwas, das Leute nicht teilen können; es ruft nicht um Hilfe und gewährt keine, sondern gestattet Aufmerksamkeit, Respekt und praktische Vernunft gerade da, wo diese drei ohne die Sorte Arbeit, die der Text vergegenständlicht, unmöglich wären.«
Dietmar Dath, Frankfurter Allgemeine Zeitung 05.03.2020

»Im Sinn- und Wörtersuchen erinnert Maack an David Foster Wallaces Depressionserzählung Der Planet Trillaphon im Verhältnis zur üblen Sache … Benjamin Maack ist es gelungen, den vorherigen Depressions-Geschichten eine neue hinzuzufügen.«
Jan Drees, Deutschlandfunk 11.03.2020


VIDEO | © Sebastian Stuertz und Tara Wolff


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Wie erlebt ein Mensch mit schweren Depressionen die Corona-Krise?

Benjamin Maack bei SPIEGEL liest: Im Lockdown unter Depressionen

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Benjamin Maack litt mehrfach unter schweren Depressionen – und hat ein Buch darüber geschrieben. Daraus liest der Autor und SPIEGEL-Redakteur und spricht mit Volker Weidermann darüber, was der Corona-Lockdown für ihn bedeutet. Eine Videoschalte aus dem Homeoffice von Volker Weidermann


Selbstauflösung in Echtzeit

Jan Drees für Deutschlandfunk | Beitrag lesen

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Bücher über Depressionen haben Konjunktur, genauso wie diese Krankheit selbst. Der 1978 geborene Autor Benjamin Maack erzählt aus seinem Innersten und legt mit „Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein“ eines der interessanten Bücher dieses Frühjahrs vor.

Früh nimmt Maack seinen Lesern die letzten Illusionen: „Hier wird am Ende übrigens nicht alles gut. Das hier ist ja nicht mal eine Geschichte.“

Benjamin Maacks Buch hebt sich von anderen Depression Memoirs ab. Üblicherweise werden diese Geschichten aus der Sicht bereits Geheilter erzählt. Bei Maack erleben wir in Echtzeit, wie er leidet. Es gibt Brüche, es gibt Ungereimtheiten, es gibt diesen stetig nach unten, in die Depression stürzenden Bewusstseinsstrom.

„Bin ich ein Arsch, oder sind das die Depressionen? (…) Mein Gehirn ist ein Schwamm, vollgesogen mit Medikamenten (…) Vielleicht ein künstliches Koma, bis es vorbei ist. Würden Sie das für mich tun? Darf ich darum bitten –.“


Benjamin Maack,

geboren 1978, studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Volkskunde. Er veröffentlichte die Kurzgeschichten- und Gedichtbände »Du bist es nicht, Coca Cola ist es« (2004), »Die Welt ist ein Parkplatz und endet vor Disneyland« (2007) und »Monster« (2012). Neben weiteren Auszeichnungen wurde ihm beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2013 der 3sat-Preis sowie der Förderpreis zum Hermann-Hesse-Preis 2016 verliehen. »Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein« ist im Suhrkamp Verlag erschienen Er lebt und arbeitet als Autor und Journalist in Hamburg-Harburg.

TERMIN:

Sonnabend | 05. Juni 2021 | 19.30 Uhr
Benjamin Maack liest aus „Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein“
Wohnzimmer-Online-Lesung und anschließende Gesprächsrunde im Rahmen der SuedLese Literaturtage.


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