Der Dokumentarfilm richtet den Blick auf ein faszinierendes, bislang kaum erschlossenes Kapitel bundesdeutscher Popkultur: Die Musik Türkeistämmiger von den 1960er-Jahren bis zur Jahrtausendwende.

„Die Geschichte der Türkeistämmigen in Deutschland ist auch ein Teil der deutschen Musik…geschichte. Als nach Unterzeichnung des Anwerbeabkommens am 30. Oktober 1961 hunderttausende Menschen die Türkei mit dem Ziel Bundesrepublik verließen, hatten sie ihre musikalischen Traditionen im Gepäck. Die Musikerinnen und Musiker unter ihnen thematisierten in ihren Liedern schon bald die oft schwierigen Lebensbedingungen in der neuen Heimat und verwirklichten auch neue, ganz eigene künstlerische Ansätze.“ (Bundeszentrale für Politische Bildung) https://www.bpb.de/lernen/filmbildung/542112/liebe-d-mark-und-tod/
Aşk, Mark ve Ölüm
Anfang der 1960er-Jahre wurden die sogenannten Gastarbeiter:innen aus Anatolien und anderen Gegenden der Türkei von der Bundesrepublik Deutschland angeworben. Von Anfang an gab es etwas, dass sie immer begleitet hat und Bestandteil ihrer Kultur war: ihre Musik – ein Stück Heimat in der Fremde. Über die Jahre entwickelten sich in Deutschland eigenständige musikalische Richtungen, die es in dieser Form im Mutterland nicht gab.
Diese beispiellose Geschichte einer selbständigen Musikkultur der Einwanderer aus der Türkei, ihrer Kinder und Enkelkinder in Deutschland, erzählt der spannende Kino-Dokumentarfilm „Ask Mark ve Ölüm“ / LIEBE, D-MARK UND TOD von Cem Kaya unterhaltsam und sehr vielschichtig mit noch nie gesehenem Archivmaterial. Der Filmtitel „Ask, Mark ve Ölüm“ ist inspiriert vom gleichnamigen Gedicht des Autors Aras Ören, welches 1982 von der Band IDEAL vertont wurde.
VIDEO – STREAM | Liebe, D-Mark und Tod | AŞK, MARK VE ÖLÜM | WDR Dokumentation, ca. 90 Minuten
Verfügbar bis 11.03.2026
Der Film von Cem Kaya erzählt die Geschichte der einzigartigen Musik türkischer Gastarbeiter:innen und ihrer Enkelkinder in Deutschland. Diese musikalische Kultur, die es in dieser Form nur in Deutschland gibt, ist ein kulturelles Erbe der Bundesrepublik.
Fern der Heimat, fremd im neuen Land, entstanden zu Beginn der Einwanderung melancholische Musikstile wie die Gurbetçi-Lieder (Lieder aus der Fremde). Präsentiert von Künstler:innen wie Yüksel Özkasap, der Nachtigall von Köln, oder Asik Metin Türköz („Mayestero“). Ihnen folgten jüngere Musiker:innen wie das Duo Derdiyoklar („Liebe Gabi“), Ozan Ata Canani („Deutsche Freunde“) oder Cem Karaca und die Kanaken („Mein Freund, der Deutsche“), die in ihren gesellschaftskritischen Liedern zum ersten Mal auch auf deutsch sangen und damit sowohl die migrantische als auch die deutsche Popkultur prägten.
HipHop wurde zum Sprachrohr der zweiten und dritten Generation von Menschen, die in Deutschland aufgewachsen waren. Pioniere deutsch-türkischen HipHops wie Fresh Familee, King Size Terror oder Islamic Force waren Wegbereiter zeitgenössischer Pop Musik in Deutschland.
Dissonante Diaspora: Die Musik Türkeistämmiger in Deutschland seit den 1990ern. Ein Rückspulversuch
Sinem Kılıç für die Bundeszentrale für politische Bildung | Artikel lesen
„Deutschsprachiger Hip-Hop? Ohne türkeistämmige Musikerinnen und Musiker undenkbar! Und ihr Beitrag zur deutschen Musikkultur reicht viel weiter, wie ein Blick auf die vergangenen drei Jahrzehnte zeigt.
Im Hip-Hop finden die in Deutschland geborenen Almancılar („Deutschländer“), die im fortwährenden Schwebezustand zwischen zwei Kulturen oszillieren, ein adäquates Ausdrucksmittel für eine Auseinandersetzung mit institutionellem und alltäglichem Rassismus, der ihren Eltern und ihnen selbst im Arbeitsleben oder in der Schule widerfährt. Das aus den USA stammende Musikgenre hilft ihnen, sich aus dem kulturellen Abseits zu befreien und eine eigene Stimme zu entwickeln.“