Kunststätte Johann und Jutta BOSSARD

Johann Bossard lehnte die Weimarer Republik ab, weshalb er sein Anwesen ab 1921 zu einem Gesamtkunstwerk ausbaute, das er als Keimzelle der Gegenkultur verstand. 2012 ausgezeichnet mit dem Europa-Nostra-Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe. Aktuell als deutschnationaler Künstler kontrovers diskutiert.

Johann Michael Bossard und seine Frau Jutta Bossard-Krull | Foto: Presse Kunststätte Bossard, CC BY 3.0 via Wikimedia Commons

Auf einem ca. 3 ha großen Heidegrundstück, mitten im Wald gelegen, haben Johann Michael Bossard und seine Frau Jutta Bossard-Krull ein Gesamtkunstwerk verwirklicht. Eine Stätte, an der die verschiedenen Künste Architektur, Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Gartenkunst zu einer Einheit verschmelzen. 2012 ausgezeichnet mit dem Europa-Nostra-Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe.


Der Kunsttempel der Kunststätte Bossard zählt neben dem Hamburger Chilehaus zu den wichtigsten Bauten des Norddeutschen Backsteinexpressionismus und fällt durch eine außergewöhnliche Fassadengestaltung und eine umfassende künstlerische Innenausstattung auf.


VERANSTALTUNGEN | Kunststätte Johann und Jutta BOSSARD

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TIPPS:

12.7./13.7. /16.8./17.8. Freilichttheater mit der Deutschen Schauspiel-Vereinigung von 1913 e. V., »Krach in Chiozza« – Komödie von Carlo Goldoni«, 18.30 Uhr, 20 €
Begleiten Sie die Protagonisten an einem lauschigen Sommerabend, wenn eine harmlose Begegnung zwischen dem Taugenichts Toffolo und der verlobten Lucietta den daheimgebliebenen Frauen in dem kleinen, italienischen Fischerdorf Chiozza weiteres Futter für ihre Klatsch- und Tratschleidenschaft gibt. Als die Männer nach mehrwöchiger Reise auf See nach Hause kommen, werden sie von ihren Frauen in ihre Intrigen und Ränkespiele eingebunden. Ob das Ganze gut endet… lassen Sie sich überraschen.

  • 14.9. Tag des offenen Denkmals, 11–18 Uhr, Eintritt und Führungen frei
  • 20.9. »Bossard leuchtet«, 18–21.30 Uhr, 8 €, Führungen kostenfrei

19.10. Literarisch-musikalischer Abend »»Mein zweites Ich – Über August Macke und seine Frau Elisabeth««,
Neues Atelier, 17 Uhr, 20 €
Ulrike Fertig und Dr. Thomas Carstensen, begleitet vom preisgekrönten Cellisten Jakob Kuchenbuch.
Salvador Dalí (1904 – 1989) hat sich immer als Klassenkasper der Kunstgeschichte inszeniert. Mit clownesken Auftritten und skurrilen Happenings erregte er zeitlebens Aufsehen. Darüber darf man aber nicht vergessen, dass Dalí ein bedeutender bildender Künstler war, der Bilder geschaffen hat, die zu Ikonen des 20. Jahrhunderts und einem festen Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses geworden sind. Doch die Beweggründe, die ihn zu seinem manischen Schaffen getrieben haben, liegen in traumatischen Kindheitserfahrungen begründet und sind nur den Wenigsten bekannt.

6./7.12. Weihnachtliche Kunststätte »Licht & Punsch«, 16–19 Uhr, 4 €


SONDERAUSSTELLUNGEN

»Das Jahr – Ein Kreis von Bildern und Gedichten von Johann Bossard«
Neues Atelier

  1. Teil: 28.1. – 26.5.2024
  2. Teil: 17.11.2024 – Mai 2025

Das grafische Hauptwerk von Johann Michael Bossard (1874–1950) entsteht zwischen 1903 bis 1921 und umfasst 53 Blätter, die den sich stetig wiederholenden Kreislauf vom Werden und Vergehen beschreiben. Die Basis bilden die vier Jahreszeiten und die
dazugehörigen Arbeiten und Tätigkeiten im Jahreslauf.

Johann Michael Bossard behandelt in den von ihm selbst verfassten Texten und in Form von mythologischen oder symbolischen Figuren und Personifikationen unter anderem philosophische und religiöse Themen. Diese stellen den eigentlichen Sinngehalt
des anspruchsvollen grafischen Bilderzyklus‘ dar. Stilistisch reichen die Darstellungen von Formen des Jugendstils und
Klassizismus über den Symbolismus bis hin zum Expressionismus.

Anlässlich des 150. Geburtstages des Künstlers geben zwei Sonderausstellungen im Frühjahr und Herbst/Winter 2024 Einblicke in die künstlerische Arbeitsweise Bossards, von der Themenfindung, den Entwürfen bis zur Ausführung und stellen den Zyklus »Das
Jahr« in den Zusammenhang seines Gesamtwerks.

Jutta Bossard – »Und dann war ich hier«
Neues Atelier

25. Mai – 9. November 2025

Aus Anlass des 30-jährigen Stiftungsjubiläums gibt die Sonderausstellung erstmalig einen umfassenden Überblick über Jutta Bossards Leben (1903–1996) sowie die Entwicklung ihres künstlerischen Werks. Dabei wird sowohl das künstlerische Arbeiten an der Seite ihres Manns Johann Michael Bossard am Gesamtkunstwerk in der Nordheide als auch das eigenständige Arbeiten bis zu ihrer Heirat 1926 sowie nach dem Tod von Johann M. Bossard 1950 vorgestellt. Jutta Bossards unermüdliche, jahrzehntelangen Bemühungen um den Erhalt der »Kunststätte Bossard« und Anerkennung des Werks ihres Manns nach dessen Tod führen ein Jahr vor ihrem Tod zur Gründung der
»Stiftung Kunststätte Johann und Jutta Bossard«.

Die Betrachtung von Jutta Bossards Wirken ist, ebenso wie das ihres Manns Johann Michael Bossard, mit einer kritischen Auseinandersetzung mit dem völkisch-konservativen Milieu verbunden. In der Sonderausstellung werden dazu die Zusammenarbeit mit dem »Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes« in den späten 1950er Jahren, ihre Freundschaft zu dem Lyriker Albert Gevers (1895–1971) und ihre selbstverfassten Gedichte vorgestellt.

Verborgener Schatz – Der Bilderfund unter dem Dach des Wohn- und Atelierhauses Neues Atelier

16. November 2025 – 03. Mai 2026

Während der Sanierung des Wohn- und Atelierhauses entdeckten Dachdecker im Juli 2024 ein bislang unbekanntes Lager. Ein Zugang zu diesem Hohlraum war nur über das geöffnete Dach möglich. Gefunden wurden insgesamt 28 Bilder. Neben Arbeiten aus dem Frühwerk Johann Michael Bossards lagerten dort mehrere Einzelteile des Monumentalgemäldes »Tatkraft« (18 m breit, 5,5 m hoch) aus den Jahren
1907/08. Dieses Schlüsselwerk galt bis dahin als verschollen.

Die Sonderausstellung erzählt die Geschichte dieses unglaublichen Funds und zeigt einzelne Fundstücke. Außerdem werden vertiefende Einblicke in die Restaurierungsmaßnahmen und die Museumsarbeit gegeben. Darüber hinaus bettet die Ausstellung die Fundstücke in das
Gesamtwerk Bossards ein.


Bossard: „Völkisch orientiert“ und antisemitische Züge

VorGutachten zur Frage des Verhältnisses von Johann Michael Bossard und Jutta Bossard zum Nationalsozialismus im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin, verfasst von PD Dr. Tobias Hof.

Ein im März 2022 vorgestelltes VorGutachten besagt: „Bossards Position war ambivalent. Zu dem Ergebnis kommt zumindest der Historiker Tobias Hof von der Universität München, der drei Monate lang Quellen von und über Bossard ausgewertet hat. Bossards Weltbild war geprägt von einer Vorliebe für die nordische Mythologie. Sie sei zumindest anschlussfähig an die Ideologie der Nationalsozialisten…“ ( NDR, Gutachten vorgestellt )

VorGutachten ansehen

Drei Hektar Schwieriges

Frank Keil für die TAZ, 2022 | Artikel lesen

Johann Michael Bossard baute ab 1911 ein krudes Gesamtkunstwerk samt Hakenkreuz in der Lüneburger Heide. Die Frage ist: Was tun damit?

2023 „soll auf das Vorgutachten das eigentliche Gutachten folgen. Konzentrieren will man sich besonders auf zwei Fragestellungen: „Es geht zum einen um den Blick ins Private des Ehepaars Bossard“, so Duisberg-Schleier ( seit 2020 Leiterin des Hauses ). „Dabei wollen wir besonders die Figur der Jutta Bossard in den Fokus nehmen, die bisher nur am Rande auftaucht.“ Auch weil es noch Zeit­zeu­gen gebe, die sie gekannt haben. „Zum zweiten wollen wir den Künstler in den Kontext zeitgenössischer Künstler stellen; wollen schauen, welche Parallelen, aber auch welche Unterschiede es gibt.“


VIDEO | Reden wir über Bossard: Ateliergespräch mit Dr. Christina Krafczyk


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Das Ateliergespräch fand diesmal in kleiner Runde in dem kürzlich wiedereröffneten Kunsttempel statt und profitierte von Frau Dr. Krafczyks Expertise und Erfahrung als Architektin und Denkmalschützerin. Sie bezog Position dafür, historische Anlagen mit schwierigem Kontext nicht zu verändern, sondern das Unbequeme des Ortes zu verankern und zu erklären.


„Johann Bossard war, so geht es aus seinen Schriftwechseln hervor, Antisemit und ein glühender Verehrer Adolf Hitlers. Bossard lehnte die Weimarer Republik ab, weshalb er sein Anwesen ab 1921 zu einem Gesamtkunstwerk ausbaute, das er als Keimzelle der Gegenkultur verstand. In der Machtergreifung der Nazis 1933 sah er den erhofften politischen Wandel, wenig später ließ er ein Hakenkreuz in den Mosaikfußboden seines Wohnhauses legen.“ (Deutsche Welle, Umstrittenes Museum… )

Das Hakenkreuz ist mittlerweile, vermutlich aus formal defensiv juristischen Gründen, ÜBERMALT worden.

Kritik an übermaltem Hakenkreuz

Jüdische Allgemeine, 2022 | Artikel lesen

»Man kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, indem man sie versteckt«, heißt es in einem Offenen Brief zum Werk des Künstlers Johann Michael Bossard.

In ihrem offenen Brief an den Stiftungsrat und die Mitarbeitenden der Kunststätte betonen die Verfasser jedoch, das Mosaik gehöre als historische Quelle zum Kunstwerk. Ein Museum müsse sich mit der Geschichte auseinandersetzen und das Werk des Künstlers entsprechend einordnen. Dies gelte es bei einer Neuausrichtung der Kunststätte zu bedenken. »Daher ist es erforderlich, die Tünche vom Hakenkreuz zu entfernen und es in ein geschichtsbewussteres Konzept zu integrieren.«

Zu den Unterzeichnern des Briefes zählen auch Historikerinnen und Historiker wie die Leiterin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Elke Gryglewski, und ihr Vorgänger Jens-Christian Wagner, der mittlerweile Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora ist.


Kunststätte Johann und Jutta Bossard

www.bossard.de

Die Kunststätte Bossard ist ein Museum und expressionistisches Gesamtkunstwerk. Auf einem etwa drei Hektar großen Heidegrundstück zwischen Jesteburg und Lüllau im Norden der Lüneburger Heide erbauten Johann Michael Bossard (1874–1950) und seine Frau Jutta Bossard-Krull (1903–1996) verschiedene Gebäude und eine Gartenanlage. Sie versuchten, die Künste Architektur, Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Gartenkunst zu einem Ganzen verschmelzen zu lassen. Entstanden ist das Ensemble von 1911 bis 1950.

Betreiber:in des 1997 eröffneten Museums ist die Stiftung Kunststätte Johann und Jutta Bossard. Das Grundstück, die Gebäude und Kunstwerke sowie die Archivalien aus dem Nachlass brachte Jutta Bossard-Krull in die 1995 gegründete Stiftung ein.

Öffnungszeiten:

Mai bis Mitte Oktober
Dienstag bis Sonntag
13–17 Uhr

Das Café hat zusätzlich am Ostermontag, 1. Mai, Pfingstmontag, Himmelfahrtstag sowie am 3. + 31. Oktober geöffnet.

Eintritt: Erwachsene 8 €, unter 18 Jahren frei.

Abb.: Lageplan (Stiftung Kunststätte Johann und Jutta Bossard)

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