Einige Straßen wurden in der NS-Zeit umbenannt, etwa weil ihre Namensgeber Juden waren oder nach der rassistischen NS-Ideologie als Juden oder NS-inkompatibel galten. In diesem Sinne soll die Walter-Flex-Straße in Wilstorf, die vor der Umbenennung 1933 Käthe-Kollwitz-Straße hieß, wieder umbenannt werden.
Portrait der Käthe Kollwitz, um 1906 | Philipp Kester, Public domain, via Wikimedia Commons
Eine Expertenkommission zum Umgang mit NS-belasteten Straßennamen hat die Umbenennung von elf Straßen und Plätzen in Hamburg empfohlen. Die Historikerin Miriam Rürup nannte als Beispiel auch den Albert-Schäfer-Weg in Harburg.
In ihrem Abschlussbericht stellte die achtköpfige Kommission fest: „Mit der Benennung einer Straße nach einer Person soll die Leistung dieser Person in besonderer Weise ehrend gewürdigt werden. Eine Ehrung in dieser Form ist nicht mehr haltbar, wenn das Handeln der Person die heutigen Wertvorstellungen in eklatanter Weise verletzt.“ Allein die Mitgliedschaft in der NSDAP sei kein Grund.
Zu den empfohlenen Umbenennungen erklärte Rürup, der Vorstandsvorsitzende der Harburger Phoenix AG, Albert Schäfer (1881-1971), habe die Verantwortung für den Einsatz von Zwangsarbeitern bei den Gummiwerken getragen. Allerdings war Schäfer noch vor wenigen Jahren wegen seiner Rolle bei der kampflosen Übergabe Hamburgs an die britischen Truppen geehrt worden. Der Weg im Stadtteil Eißendorf war 2003 nach ihm benannt worden.
Mit den Zweigwerken in Riga und Prag, in denen jüdische Zwangsarbeit erinnen und Zwangsarbeit er eingesetzt wurden, beteiligte sich das Unternehmen aktiv an der nationalsozialistischen Ausbeutungspolitik in den besetzen Gebieten in Osteuropa. Schäfer betrieb die ‚Arisierung‘ der gemeinsam mit seinem jüdischen Geschäftspartner Max Goldschmidt gegründeten Firma Metallgummi GmbH und leistete nach 1945 erst Wiedergutmachung, als Goldschmidt diese erstritt.“
Schäfer war als Parlamentär an der kampflosen Übergabe Hamburgs im Mai 1945 beteiligt.
Walter Flex soll weichen | Wieder Käthe-Kollwitz-Straße in Wilstorf
Die Kommission empfahl außerdem, drei zwischen 1933 und 1945 erfolgte Umbenennungen rückgängig zu machen. Die Künstlerin Käthe Kollwitz z. B., die damals dem völkisch-nationalistischen Schriftsteller Walter Flex weichen musste, habe eine erneute Ehrung verdient.
Käthe Kollwitz (geb. Schmidt; * 8. Juli 1867 in Königsberg (Preußen); † 22. April 1945 in Moritzburg bei Dresden) war eine deutsche Grafikerin, Malerin und Bildhauerin und zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Mit ihren oft ernsten, teilweise erschreckend realistischen Lithografien, Radierungen, Kupferstichen, Holzschnitten und Plastiken, die auf persönlichen Lebensumständen und Erfahrungen basieren, entwickelte sie einen eigenständigen, Einflüsse von Expressionismus und Realismus integrierenden Kunststil. [ via wikipedia ]
MONOGRAPHIE | Käthe Kollwitz. Der Werküberblick 1888—1942
Sie wurde 1919 als erste Frau Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und erhielt gleichzeitig den Professorentitel. 1933 wurde sie zum Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste gezwungen und ihres Amtes als Leiterin der Meisterklasse für Grafik enthoben, da sie zu den Unterzeichnern des Dringenden Appells zum Aufbau einer einheitlichen Arbeiterfront gegen den Nationalsozialismus gehört hatte.
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