Mobiles Kino zeigt Lars von Trier | EUROPA im Kunstverein Harburger Bahnhof

An drei Abenden wird der Thriller „EUROPA“ vom jungen Lars von Trier passend zum Ort und zur gesellschaftlichen Situation gezeigt. Vor den Filmvorführungen gibt es Leckereien, Getränke und eine Einführung.

Der Amerikaner Leo Kessler trifft 1945 im zerstörten Deutschland ein, da sein deutscher Onkel ihm einen Job bei der Eisenbahn besorgt hat. Auf Zugfahrten durch das Land wird er Zeuge der Zerstörung im Land und trifft außerdem Katharina. Sie ist die Tochter des Direktors der Eisenbahngesellschaft und sehr an Leo interessiert. Es stellt sich jedoch heraus, dass sie mit den sogenannten Werwölfen in Verbindung steht, einer Gruppe von fanatischen Nazis, die in Deutschland Terroranschläge verüben.


„Europa“, nicht „Europe“

HOLGER KRAUS, Flexibles Flimmern

Schon der Name des Handlungsortes weist darauf hin, dass von Trier hier eine Parallelwelt erbaut. Der Regisseur entwirft das Bild eines schwarz-weißen Deutschlands, das das Ende des Zweiten Weltkrieges noch in Tagen bemisst. Hierher kommt der Amerikaner Leopold Kessler, um beim Wiederaufbau des Landes zu helfen und gerät während seiner Arbeit als Schlafwagenschaffner bei der Eisenbahn in ein seltsames Verschwörungsgewirr.

Wieder erweist sich von Triers Szenario als postmodern: Der Regisseur mixt das Wesen altmodischer europäischer Kriminalfilme mit der tragikomischen Paranoia Kafkas. Dem trägt der dänische Autorenfilmer auch auf der visuellen Ebene Rechnung und erschafft eine fantastische überhöhte Ästhetik. So setzt von Trier auf unzählige großformatige Rückprojektionen, die hier nicht wie gewöhnlich als Bildfüllmaterial eingesetzt werden, sondern als zusätzliche Gestaltungsebene. Die in hartem Schwarz-Weiß gehaltenen Bilder bearbeitet von Trier ebenfalls und setzt in dramatischen Momenten Farbelemente ein, die das Geschehen zusätzlich übersteigern.

Trotz dieser offensichtlichen Künstlichkeit gelingt es Europa hervorragend, eine düstere Atmosphäre zu erschaffen und trotzdem dem Absurden viel Raum zu geben. Der ausschließlich nachts und größtenteils in einem Zug spielende Film vereint den Fatalismus des Film Noir mit einer guten Portion Galgenhumor, ohne ins Lächerliche abzudriften und huldigt nebenbei noch diversen Genres, ihren Figurentypen und Klischees.

Europa zählt zu den Highlights in von Triers gesamter Filmografie und eignet sich auch hervorragend als Einstiegsfilm in das obskure Schaffen des Dänen.

VIDEO | Ausschnitt


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„Eine geradlinig erzählte Mischung aus Thriller und Melodram, die sich an den klassischen Vorbildern der Genres orientiert, doch durch ihren ausgefallenen visuellen Gestaltungswillen die vorgegebenen Grenzen sprengt. Zugleich wird der Versuch unternommen, Film als Mittel der Massensuggestion einzusetzen. Wegen der optisch ausgefeilten Form sehenswert.“ (via FILMDIENST www.filmdienst.de/film/details/20992/europa)

„Lars von Trier war seinerzeit deutlich von den innovativen Ästheten unter den großen Regisseuren der Filmgeschichte beeinflusst. Andrej Tarkowskij, Fritz Lang, Alfred Hitchcock und Orson Welles sind auch für Europa die Vorbilder eines Films, der zugleich den Film Noir als Inspirationsquelle nicht bloß seines Stils niemals leugnet.
Tatsächlich sind die Bilder der Kameraleute Henning Bendtsen, Edward Klosinski und Jean-Paul Meurisse geradezu hypnotisch – jede Einstellung erzählt weit mehr, als sie zeigt. Nicht nur der stimmige Wechsel von Schwarzweiß zu einzelnen Farbsquenzen sondern die Raffinesse der Stilmittel insgesamt steigert sich im Lauf der Handlung, bis sie in einem grandiosen Finale kulminiert.“ (via FILMNOIR https://www.der-film-noir.de/v1/node/721)


Kunstverein Harburger Bahnhof
Im Fernbahnhof über Gleis 3 & 4

www.kvhbf.de

Europa

Lars von Trier, DK 1990, 112 Minuten, FSK 16
Deutsche Fassung
Pädagogische Empfehlung: Sehenswert
Kamera: Henning Bendtsen, Edward Klosinski und Jean-Paul Meurisse

Lars von Triers vierter Spielfilm – erhielt 1991 auf den Filmfestspielen in Cannes u.a. den Sonderpreis der Jury. Europa bildet das Finale seiner Europa-Trilogie.

Vor den Filmvorführungen gibt es Leckereien und Getränke vom Team des Kunstverein Harburger Bahnhof.

Die Termine:
Dienstag 10. Juni 2025
Mittwoch 11. Juni 2025
Donnerstag 12. Juni 2025

Ablauf:
18.30 Uhr: Essen und Getränke passend zum Film
ca. 19:30 Uhr Begrüßung & Einführung zum Kunstverein Harburger Bahnhof
20 Uhr Filmbeginn

Anmeldung:
Bitte melden Sie sich unter [email protected] für die Veranstaltungen an. TICKET: 14,-


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