DEUTSCHLAND um 1980. Fotografien aus einem fernen Land

Wanderausstellung vom LVR Landesmuseum Bonn zusammen mit der Deutschen Fotothek Dresden und der Stiftung F.C. Gundlach Hamburg konzipiert, im Altonaer Museum durch Hamburger Positionen ergänzt.

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»Chaostage« Hannover, 1984
Martin Langer © Deutsche Fotothek/Martin Langer
(Hinweis: Es gibt einen weiteren Fotografen mit dem Namen Martin Langer, der bei der VG-Bildkunst gelistet ist. Dabei handelt es sich um einen anderen Martin Langer.)

Die Zeit um 1980 war eine Phase tiefgreifender Umbrüche und zugleich eine Epoche großer Zukunftsängste. Globales Wettrüsten, grassierende Umweltzerstörung und massenhafte Arbeitslosigkeit befeuerten eine allgemeine Untergangsstimmung, sorgten jedoch zugleich auch für einen extremen Kreativitätsschub.


Altonaer Museum, Hamburg | MI 09. Oktober 2024 bis 03. März 2025

Die Ausstellung „Deutschland um 1980“ nähert sich mit ca. 200 Fotografien dieser bewegten Zeit anhand von sieben fotografischen Positionen aus BRD und DDR.

Neben Arbeiten von Angela Neuke und Hans-Martin Küsters, deren Nachlässe das LVR-LandesMuseum Bonn beherbergt, sind Fotografien von Mahmoud Dabdoub, Gerd Danigel, Barbara Klemm, Martin Langer und Ingolf Thiel zu sehen. Ihre Arbeiten stammen aus den Archiven der Deutschen Fotothek Dresden und der Stiftung F.C. Gundlach Hamburg.

Die Jahre um 1980 bildeten in Deutschland eine Phase tiefgreifender Umbrüche, die zeitgleich von grundlegenden Innovationen und großen Zukunftsängsten geprägt war. Der erste Macintosh-Computer von Apple und das erste Mobiltelefon von Motorola kamen auf den Markt, ab 1984 konnten sogar erste Emails verschickt werden. Die Jugend hörte die Musik der Neuen Deutschen Welle, spielte Pac-Man oder versuchte sich am Rubic‘s Cube. Punks prägten zunehmend die Zentren der Städte, während Serien wie „Dallas“ und „Der Denver-Clan“ bzw. ein neues Format wie „Wetten, dass..?” Millionen vor die Fernsehgeräte lockten.

Dieser Pop- und Spaßkultur stand eine allgemeine Untergangsstimmung gegenüber, hervorgerufen durch das globale Wettrüsten, die immer sichtbarer werdende Umweltzerstörung und eine steigende Arbeitslosigkeit. Deutschland war geteilt, Ost und West standen sich im Kalten Krieg trotz zahlreicher Annäherungsversuche argwöhnisch gegenüber. 500.000 Menschen demonstrierten in Bonn 1982 gegen den NATO-Doppelbeschluss und formierten sich zu Menschenketten für den Frieden. Die Grünen gründeten sich 1980 als neue Partei und Joschka Fischer wurde 1985 in Turnschuhen hessischer Umweltminister. Die Ära Helmut Kohl begann und gleichzeitig formierten sich eine Vielzahl von neuen sozialen Bewegungen mit dem Ziel, die Gesellschaft grundlegend zu verändern.

Vierzig Jahre später erscheint diese Zeit wie ein fernes Land, aber viele Entwicklungen, die um 1980 ihren Ursprung hatten, reichen bis in unsere Gegenwart.

Ingolf Thiel TV 1982 800 - DEUTSCHLAND um 1980. Fotografien aus einem fernen Land
Ohne Titel (Serie »Moderne Gefühle«) 1981/82
Ingolf Thiel © Deutsche Fotothek/ Ingolf Thiel

Punk und Pop trieben wilde Blüten und beeinflussten die künstlerische Avantgarde. Eine bunte Jugendkultur behauptete sich als Motor feministischer wie homosexueller Emanzipation. Reformparteien und Öko-Bauern standen plötzlich hoch im Kurs.

Höchst individuell blicken die sieben Fotografinnen und Fotografen auf die Entwicklungen in Deutschland um 1980: als freie Akteure, als Reportagefotografen im Auftrag von Zeitungen und Magazinen oder als Fotokünstler. Sie zeigen das facettenreiche Bild einer Epoche, die unserer Gegenwart ferngerückt zu sein scheint und dennoch bis heute vielfach nachwirkt.

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DEUTSCHLAND um 1980.
Fotografien aus einem fernen Land

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KATALOG | DEUTSCHLAND um 1980.
Fotografien aus einem fernen Land

Gebundene Ausgabe
256 Seiten
210 Abbildungen in Farbe
Herausgeber: Hirmer
Sprache: Deutsch
25 x 28,5 cm

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Die Teilung Deutschlands und der Welt in Ost und West sowie das vom Wettrüsten heraufbeschworene Szenario eines Atomkriegs riefen die Friedensbewegungen in beiden deutschen Staaten auf den Plan. Bis in die Gegenwart aktuelle Themen rückten in den Fokus, etwa die Gleichstellung der Frau oder der Kampf für Umwelt und Klimaschutz. Fotografinnen und Fotografen blicken als freie Akteure, Reportagefotografen oder Fotokünstler auf die Entwicklungen und zeigen das facettenreiche Bild einer vergangenen Epoche, die bis heute nachwirkt. [Mahmoud Dabdoub | Gerd Danigel | Barbara Klemm | Hans-Martin Küsters | Martin Langer | Angela Neuke | Ingolf Thiel]


PRESSESCHAU
Martin Langer Anti Atomkraft Bewegung 1984 800 700x466 - DEUTSCHLAND um 1980. Fotografien aus einem fernen Land
Blockade-Aktion gegen Atomtransporte Wendland, 30. April 1984
Martin Langer © Deutsche Fotothek/Martin Langer
(Hinweis: Es gibt einen weiteren Fotografen mit dem Namen)

Alltag mit Zukunftsangst

Damaian Zimmermann für die TAZ | Artikel lesen

„… unfreiwillig eine Brücke ins Heute.

In Genf findet die Weltklimakonferenz statt, in fünf europäischen Mitgliedsstaaten werden neue Atomraketen zum Schutz vor den Russen aufgestellt und durch die kriegsbedingte Ölpreiskrise streitet Deutschland um Tempolimits, autofreie Sonntage und eine alternative Energieversorgung – auch mittels Atomkraft.

All das sind Nachrichten aus dem Jahr 1979 – aber sie klingen schrecklich aktuell. Denn vieles mag sich in den vergangenen vier Jahrzehnten verändert haben, aber eben nicht alles. Und manchmal scheint sich Geschichte auch einfach zu wiederholen.“


ALTONAER MUSEUM, Hamburg

https://www.shmh.de/ausstellungen/deutschland-um-1980/

DEUTSCHLAND um 1980. Fotografien aus einem fernen Land

Ausstellung: 09.10.2024 – 03.03.2025

Die Ausstellung wirft Schlaglichter auf politische und gesellschaftliche Themen, auf Musik, Mode, Design und vieles was die Menschen um 1980 bewegte. Die Besucherinnen und Besucher können anhand von zeittypischen Objekten, originalen Zeitschriften, Romanen und Sachbüchern die achtziger Jahre hautnah erkunden.

Ein Ausstellungsprojekt des LVR-LandesMuseum Bonn in Kooperation mit der Deutschen Fotothek Dresden und der Stiftung F.C. Gundlach Hamburg.



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